Verkehrte Welt
Steuerte man im ersten Teil noch den smarten Kane, übernimmt man in der chinesischen Metropole die Kontrolle über Lynch, der sich in der Welt der Kriminellen mit den falschen Leuten eingelassen hat. Jetzt bleiben dem Duo 48 Stunden, um die Dinge wieder gerade zu rücken. Und wie macht man das? Mit Blei und Schrot.
Es wird geballert, was die Magazine hergeben - das Deckungssystem funktioniert mittlerweile aber nicht mehr automatisch, sondern auf Knopfdruck. Ungewöhnlich ist, dass man komplett auf Granaten verzichten will. Auch das Befehlssystem des Vorgängers, das sich an Freedom Fighters orientierte, fällt unter den Tisch. Schade, denn diese automatisierten Mitstreiter - einschließlich Kane - verlieren dadurch merklich an Reiz - so schien es zumindest bei unserem Probespiel. Bleibt zu hoffen, dass es wieder zu dem einen oder anderen verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden Protagonisten kommt und auch die Story bei der Stange hält...
Ballern mit Stil Obwohl spielerisch nur die Standardkost mit Shooter-Soße geboten wird, setzt sich der Titel stilistisch deutlich von der Konkurrenz ab: Bei der Darstellung orientiert man sich an klassischen Videos, die zu Hause mit der Videokamera gedreht wurden und Youtube überfluten. Am besten kann man sich das so vorstellen, als würde ein Dokumentarfilmer dem Protagonisten auf Schritt und Tritt folgen und immer das Objektiv auf die Action richten.
Entsprechend verwackelt wird der Trip durch die asiatische Metropole mit ihren meist schmutzigen, aber auch glitzernden Schauplätzen inszeniert - künstliche Über- und Unterbelichtung tragen zusammen mit beabsichtigten Pixelfehlern bei Treffern ebenfalls zum packenden Mittendrin-Gefühl bei. Der gespielte Abschnitt zeichnete sich vor allem durch seine dichte Atmosphäre aus - die Art und Weise, wie die Stadt mit ihren Gegensätzen und Farben eingefangen wird. Die Feuergefechte, obwohl intensiv und gut zu steuern, bieten dagegen nichts Besonderes.
Ausblick
Nach meinem ersten Treffen mit Kane & Lynch auf den Straßen von Shanghai freue ich mich auf das Wiedersehen mit dem ungleichen Duo. Auch wenn die Shooter-Mechanik keine großen Überraschungen bietet und inhaltlich scheinbar mit kastriertem Befehlssystem sowie fehlenden Granaten zurückgerudert wird, spricht mich die Inszenierung mit Wackelkamera und Bildaussetzern extrem an - und das, obwohl ich Filmen wie Blair Witch Project nicht besonders viel abgewinnen kann. Hier sorgt sie wie schon bei
Resident Evil: The Darkside Chronicles allerdings dafür, dass ich noch stärker ins explosive Geschehen hinein gezogen werde. Bleibt nur die Frage, wie lange die Begeisterung anhält und ab welchem Punkt der gesättigte Gewöhnungseffekt auftritt. Wird IO es schaffen, nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich für genügend Abwechslung zu sorgen? Wird Kane doch noch über seinen Schatten springen und sich nach seinem passiven Auftreten im gezeigten Level wieder mehr in den Vordergrund rücken? Die Fragen wird hoffentlich eine Vorschau-Fassung beantworten...